Die Geschichte von Magueritte Baengenga
Margueritte erzählt die bewegende Geschichte ihrer Flucht aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Kongo:
“Als ich jung war, wohnte ich bei meinem Onkel, weil meine Eltern nicht in der Lage waren, für mich zu sorgen und meine Schulgebühren zu bezahlen. Ich wurde zu meinem Onkel nach Beni geschickt, eine Stadt in der Provinz Nord-Kivu im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Ich konnte zur Schule gehen fühlte mich wohl. Aber im März 2017 wurde alles anders: Unser Dorf wurde nachts von den Rebellen der Allied Democratic Forces angegriffen, es wurden viele Menschen getötet. Unser Leben wurde schließlich durch die Hilfe der FARDC-Truppen gerettet, die die Rebellen vertrieben.
Die folgenden Tage danach waren hart, da eine Ausgangssperre von FARDC, ANR, Militär und der Armee auf der Suche nach Oberst Joseph Tipi Ziro Ziro verhängt wurde, den sie als Führer der Rebellengruppe vermuteten. Bei Durchsuchungen stießen sie auf Dokumente, die besagten, dass der Oberst Joseph in dem Haus meines Onkels war. Daher wurde mein Onkel wurde sofort beschuldigt, sowohl Komplize als auch Freund des Rebellenführers zu sein.
Eines Tages kamen einige Leute und klopften nachts an unsere Tür. Sie fragten nach den Dokumenten und als mein Onkel ihnen sagte, dass er sie nicht habe, stürzten sie sofort auf ihn und begannen, ihn zu schlagen. Als ich und die Frau meines Onkels das sahen, eilten wir zu seiner Rettung, aber sie stürzten sich auch auf uns. Sie haben uns geschlagen und vergewaltigt. Ich wurde bewusstlos und ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Als ich mein Bewusstsein wiedererlangte, war ich bereits mit unseren Nachbarn im Krankenhaus. Sie erzählten mir, was geschehen war und sagten, dass sie meinem Onkel mitgenommen hatten.
Wir erfuhren, dass er im Kangbway-Gefängnis war. Meine Tante beschloss, ihn zu besuchen dies wurde ihr aber verwehrt. Das Leben wurde sehr schwierig, da der Versorger unserer Familie im Gefängnis und meine Tante arbeitslos waren. Wir hatten große Schwierigkeiten an Nahrung und andere Grundbedürfnisse zu kommen.
Flucht nach Kasindi
Im Juni 2017 brachen ADF-Rebellen in das Kangbway-Gefängnis ein, um ihre Kameraden rauszuholen. Mein Onkel konnte ebenfalls aus dem Gefängnis nach Kasindi fliehen. So rief er eines Tages meine Tante an, um ihn in Kasindi, einer Stadt nahe der ugandischen Grenze, zu treffen. Seitdem kam die ANR jeden Tag auf der Suche nach meinem Onkel zu uns. Meine Tante entschied dann, dass wir nach Kasindi reisen, damit wir meinen Onkel treffen und mit ihm in Kasindi leben. Für zwei Wochen lebten wir glücklich vereint, dann wurde mein Onkel gefasst und zurück ins Gefängnis gebracht. Unser Lebens wurde wieder sehr elend.
Trügerische Hoffnung
Meine Tante sammelte einige Ressourcen und gründete ein kleines Restaurant auf dem Markt von Kasindi, um die Familie zu ernähren. Ich habe ihr jeden Tag im Restaurant geholfen. Eines Tages, als ich im Restaurant war, fragte mich ein Fremder, warum ich nicht in die Schule gehe. Ich sprach nicht mit ihm, da ich ihn nicht kannte. Er kam jeden Tag ins Restaurant und stellte mir dieselbe Frage. Eines Tages fragte er, ob ich interessiert daran wäre, wenn jemand für mich Schulgebühren zahlen und mir mit etwas Geld für meine Grundbedürfnisse zu helfen würde. Er sagte mir, dass er in der folgenden Woche nach Kampala in Uganda reisen würde und ich könnte mit ihm reisen, um dort die Schule zu besuchen. Dies war eine einzigartige Gelegenheit für mich, da ich wirklich wieder zur Schule zu gehen wollte. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte, entschied ich mich, mitzukommen, ohne es meiner Tante zu sagen, weil ich wusste, dass sie sich weigern würde.
Als wir nachts in Kampala ankamen, bezahlte er das Hotel und sagte, dass er nichts von dem tun würde, was er versprochen hatte, es sei denn ich würde seine Frau werden. Er vergewaltigte mich die ganze Nacht, ich hatte viele Schmerzen. Aber auch am nächsten Morgen lehnte ich seine Forderung seine Frau zu werden wieder ab. Ich sollte ihn dann zu seiner Schwester zu begleiten. Als wir dort ankamen, sollte ich mit einer anderen Frau warten, bis er und seine Schwester wiederkamen. Ich wartete bis zum Abend, aber er kam nicht zurück. Als ich die Dame fragte, erzählte sie mir, dass er bereits zurück in den Kongo gegangen ist und er mich in Uganda als Hausmädchen bei ihr zurückließ. Ich war so verwirrt, dass ich nicht verstehen konnte, was vor sich ging. Nach einer Woche brachte mich die Dame zum Polizeiposten, um für mich Hilfe als Flüchtling zu suchen. So bin ich aus dem Kongo in Kampala gelandet.
Hilfe und Zukunft durch den Sharing Youth Center
Ich hörte von einem Freund vom Sharing Youth Centre und beschloss dort Hilfe zu suchen. Ich hatte Glück, die Mitarbeiter hießen mich willkommen hörten mir zu, schließlich fragten sie mich, was ich lernen wollte. Ich möchte Schneiderin werden und es gibt einen Sponsor in Deutschland, der mich unterstützten könnte. Ich war sehr glücklich und habe mich sofort angemeldet. Hier bin ich jetzt sicher. Auch meine Schwester, die in der gleichen Situation wie ich war, nimmt an einem Kurs im Jugendzentrum teil. Wir haben es richtig gemacht und es geschafft. Nach dem Kurs werde ich in einer Schneiderwerkstatt arbeiten und Geld sparen, um meine eigene Nähmaschine zu kaufen. Jetzt ist das Leben anders und ich bin glücklich. Ich danke der Aktion Canchanabury und dem Sharing Youth Centre.“